Die zweifelhafte Rolle der Mietervereine

Aus Mietersicht kann man mit einiger Skepsis deren Empfehlungen hinterfragen. 

Aufgrund meiner Eigenschaft als Vermieter kann ich nur als Vermieter zu diesem Thema schreiben. Ich vermute, dass meine Meinung dementsprechend für Mieter nur wenig glaubwürdig sein wird. 
Die Mietervereintipps erfassen regelmäßig nicht den Gesamtzusammenhang eines Mietverhältnisses.

Wie in allen Branchen haben die Mietervereine Probleme qualifiziertes Beratungspersonal zu finden. Gleichzeitig muss die aufgebaute Infrastruktur erhalten und ausgebaut werden. Der finanzielle Aspekt spielt bei der Beratung eine nicht zu geringe Rolle.

Falschberatungen sind keine Einzelfälle !

Grundsätzlich bin ich ein Freund von Mietervereinen. Denn es ist gut, wenn Vermieter und Mieter gut beraten sind und ehrlich miteinander Probleme lösen und der Mieterverein sogar moderierend behilflich sein könnte.
Ich finde es gut und wichtig, dass die vermeindlich schwachen Vertragspartner „Mieter“ eine Interessenvertretung haben, die sich jeder leisten kann.

Sehr gerne schicke ich im Rahmen der Prozessoptimierung Mieter zum Mieterverein, um sich beraten zu lassen. 
Es ist wichtig, dass der Mieter versteht was man in einem Mietvertrag vereinbart. Der Mieter muss ja genau das vereinbaren wollen, was im Mietvertrag dann geschrieben steht. Um dies zu erreichen ist unabhängige Beratung aus Mietersicht ein sinnvolles Instrument.

Die Konkurenz der Mietervereine um Mitglieder in Hamburg führt allerdings zu einer Art der Raubritterberatung. 
Aus Mietervereinssicht ist vermeindlich rationales Mieterverhalten, wenn man in dem Mieterverein Mitglied wird, der einem am meisten ökonomischen Vorteil verspricht. Einmal bitte alles Versprechen, Mitglied werden und dann testen wir mal was mit Standardschreiben an den Vermieter so geht.

Die drei großen Spieler (Mietervereine) in Hamburg handeln alle sehr unterschiedlich, trotzdem gibt es bei allen Vereinen teilweise absurdes Handeln zum Nachteil der Vermieter. 

Prüfen sie die Wünsche und Vorwürfe, die man Ihnen schriftlich zustellt. Sollten sie sich als Vermieter falsch behandelt fühlen, so liegen Sie oft richtig mit ihrem Gefühl.

Mieter, die lieber zum Mieterverein gehen, als den Dialog mit ihrem Vermieter zu suchen werden oft regelmäßig so handeln. Schließlich sind sie Mitglied geworden und wollen für den Beitrag einen Gegenwert. Es gibt diverse Fälle deren Bearbeitung sich nicht lohnt und nur Aufwand bedeuten. Mietervereine wollen um jeden Preis ökonomische Vorteile für ihre Mitglieder erreichen. Denen ist es egal, ob zu Recht oder Unrecht.Das Motto heißt versuchen kann man es ja mal.

Wenn Sie da einmal nachgeben, dann haben sie als Vermieter ein Problem. Im Rahmen eines Verhandlungsgespräches mit einem Mietervereinberater (promoviertes Führungspersonal) habe ich mal gefragt, wo den die Grenze seiner Forderungen mir gegenüber sei.
Mit einem Lächeln wurde mir geantwortet: Bis ich pleite bin.
Hieran kann man erkennen, dass das Verhandeln mit Mietervereinen tendenziell Zeit und Nerven raubt, aber zu keinem Ergebnis führen kann.
Lassen Sie es am besten sein. Solange so eine Angelegenheit bei Gericht liegt haben Sie ihre Ruhe.

Die Mietervereine gehen gegen Vermieter systematisch vor. Deren Berater, ob gut oder schlecht qualifiziert, haben im Computer Textbausteine zu verschiedensten Themen. Der Mieter, der mit seinem Vermieter nicht sprechen möchte, geht zum Mieterverein und beschreibt dort sein Problem. Um dieses Problem zu lösen, sei es noch so einfach, wird nun ein Schriftstück zur Befriedigung des Mitglieds aufgesetzt. Das ist ja auch verständlich, denn der Mieter müsste sonst selbst den Brief oder die Email an den Vermieter schreiben und das Problem mit eigenen Worten beschreiben. Da ist es doch einfacher zum Mieterverein zu fahren und den Sachbearbeiter seine Textbausteine anklicken zu lassen. Um eine Sache für den Mieter durchzusetzen werden in dem Brief 3-5 verschiedene Probleme dargestellt oder Vorwürfe konstruiert. Alles Textbausteine, die ein wenig modifiziert wurden. 
Wenn Sie dann so einen Brief auf dem Schreibtisch haben und bearbeiten sollen, so müssen Sie erstmal prüfen, was wollen die eigentlich wirklich mit der Nebelwolke von Problemen oder/ und Anschuldigungen erreichen? 


Warscheinlich soll etwas durchgesetzt werden, worauf der Mieter gar keinen Anspruch hat. Bei 3-5 Problemen hat man ja genug Verhandlungsspielraum, um wenigstens einen bestimmten Punkt durchzusetzen. Wohlwollend einigt man sich auf die positive Erledigung des einen Punktes, der Rest wird dann kulanterweise nicht mehr thematisiert. Ob der Mieter einen Anspruch hat oder nicht ist hierbei unbedeutend. 
Wenn Sie sich auf diesen Stil einlassen, dann erwarten sie bitte für die nahe Zukunft weitere Probleme und Forderungen, die es sonst wahrscheinlich nicht gegeben hätte.
Mein Tipp:
Wenn ein Mieter sie durch den Mieterverein anschreiben lässt und nicht selbst mit Ihnen das Gespräch sucht, dann zeigen sie besser keine Kulanz, sondern beschränken sich auf die Erfüllung von unumgänglichen Forderungen. Die Mieter, die sich von Mietervereinen nicht nur beraten lassen, sondern deren Schreibservice in Anspruch nehmen sind regelmäßig kompromisslos im Stellen von Forderungen.

Rick Krantz

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